Entfesselt

Noch vor der Neugründung des Landes Mecklenburg-Vorpommern gab es an der Rostocker Universität Aktivitäten zur Demokratisierung und personellen Erneuerung. Ehemalige SED-Funktionsträger bemühten sich, die Reformbewegung in ihrem Sinn zu steuern und ihren Einfluss zu erhalten.

In Vorbereitung der Wahlen für den Senat sowie für die Funktionen des Rektors und der Prorektors verabschiedete das Konzil am 22.05.1990 eine Erklärung bezüglich einer eventuellen Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit, die jeder Kandidat abzugeben hatte. Es sollte verhindert werden, dass ehemalige inoffizielle oder gar offizielle Mitarbeiter des MfS wieder in Führungspositionen gelangen würden. Bei der Wahl der Prorektoren im a. o. Konzil weigerte sich einer der Kandidat, Prof. Moll, aus prinzipiellen Gründen, diese Erklärung abzugeben. Er wurde trotzdem als Kandidat zugelassen. Dies zeigt, dass die personelle Erneuerung ohne Mitwirkung von Juristen und ohne die Zuhilfenahme der MfS-Akten, die an der Universität Rostock schon vor den Inkrafttreten des Hochschulerneuerungsgesetzes in Gang gesetzt worden waren, gescheitert wäre.

Mitschnitte der a. o. Konzilssitzung am 07.06.1990:

Band 1: (Audio-Datei mit 60,1 MB, 56:35 min)

Position 21:31 min: Bemerkungen von Rektor Prof. Maeß zu den Kandidaten
Position 25:13 min: Kandidat Prof. Kiesow stellt sich vor und Diskussion
Position 32:45 min: Kandidat Prof. Moll stellt sich vor und Diskussion

Band 2: (Audio-Datei mit 59,51 MB, 57:25 min)

Position 46:59 min: Dr. Peters beantragt die Streichung von Prof. Moll von der Kandidatenliste
Anschließend Diskussion (mit Prof. Pätzold, Dr. Stöhr, Prof. Kiesow, Prof. Olbertz, stud. Thilo Wolff, Prof. Moll, Dr. Wigger, Prof. Köppen) und Zulassung von Prof. Moll als Kandidat

Band 3: (Audio-Datei mit 6 MB, 5:28 min)
Position 00:00 min: Bekanntgabe des Wahlergebnisses