Vorweisungen aus der Zoologischen Sammlung

In der Nossentiner-Schwinzer Heide, in den Dünen unserer Küsten, in lichten Kiefernwäldern sind sie zu finden: Kleine Trichter im Sand, fast immer im Trupp. Nur wenige wissen, dass ganz unten in der Spitze eine Insektenlarve sitzt. Diese Larven, die Ameisenlöwen, warten wie die Kreuzspinne im Netz auf Beute. Sie heißen deshalb Wartejäger. Stunde für Stunde, Tag für Tag, selbst Woche um Woche kann so vergehen. Schließlich nähert sich doch eine Ameise oder ein anderes Insekt, eine Bodenspinne oder Assel. Dann wird der Löwe sofort munter. Er wirft immer wieder Sandkörner in die richtige Richtung. Selten kann die Beute entkommen. Sie kann sich im rieselnden Sand nicht halten, rutscht vom Trichterrand nach unten. Dann wird sie mit Greifzangen gepackt und ausgesaugt. Der Energiebetrag einer einzigen Ameise kann das Leben des Löwen für 25 Tage sichern. Ohne Nahrung überlebt             er gar 9 Monate. Dabei zehrt er dann von den eigenen Reserven.

Herr Professor Dr. Meißner arbeitete am Institut für Biowissenschaften der Rostocker Universität. Mit einem Team interessierter Studenten untersuchte er die Verhaltensstrategien und Leistungen dieses Überlebenskünstlers. Im Ruhestand und mit fast achtzig Jahren entdeckt er noch immer Neues im Leben dieser faszinierenden Räuber. Sie wiegen nicht einmal zwei zehntel Gramm, transportieren aber beim Bau ihres Fangtrichters z. B. das 900fache des Eigengewichtes. Und das in weniger als 30 Minuten. Das braucht einen hohen Energieeinsatz. Beim langen Warten auf Beute dagegen halten sie den Stoffwechsel auf Sparflamme. Auch für andere Wissenschaftler sind Ameisenlöwen in aller Welt Studienobjekte. An ihnen lässt sich das verstehen, was Professor Meißner Evolutionäre Optimierung nennt: Ameisenlöwen sichern ihr Leben unter ganz speziellen ökologischen Bedingungen des Lebensraumes. An ihn sind sie angepasst. Seit Millionen von Jahren garantiert ein Netzwerk von Merkmalen im Körperbau, im Verhalten und in physiologischen Leistungen ihre Existenz.

Die Veranstaltung ist öffentlich.

Foto: Ameisenlöwe (Karl Meißner)

Kontakt: Prof. Dr. Karl Meißner

Falkenflucht 9

18273 Güstrow

Telefon: 03843 / 82708

e-mail: meissner.karlt-onlinede

 

 

 

 

Organisator

  • Institut für Biowissenschaften / Allgemeine & Spezielle Zoologie

Veranstaltungsort

  • Hörsaal 323 im Neuen Museum, Universitätsplatz 1

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