„Meditation in Miniatur“ im Kulturhistorischen Museum

Im ehemaligen Zisterzienserinnen-Kloster Wienhausen bei Celle sind etliche spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Handschriften überliefert, die auf wenigen Seiten in kleinstem Format unterschiedliche Texte für die private Andacht präsentieren. Unter diesen meist lateinischen Texten befinden sich bekannte Wechselgesänge, Hymnen und Gebete, die sowohl in der Messe als auch in der individuellen Meditation verortet werden können. Damit geben die Miniaturhandschriften nicht nur Aufschluss darüber, welche Texte einst im Kloster kursierten, sondern vor allem darüber, wie die Nonnen Liturgie und Gebet im intimen Rahmen rezipierten: Als Sammlungen ausgewählter Phrasen und Strophen erwecken die Heftchen bisweilen den Anschein, bewusst konzipierte Zusammenstellungen zu sein, in denen etwa durch die wiederholte Betonung einer Verinnerlichung mit allen Sinnen die Erfahrung der Anwesenheit Gottes in den Vordergrund gestellt wird. Indem die meditative Vergegenwärtigung in Form der winzigen Handschriften zugleich spür- und tragbar wird, offenbaren sich diese womöglich als dingliche Medien, die die Nähe zu Christus nicht nur über die heiligen Worte, sondern über ihren Gebrauch als Amulett erfahrbar machen.

Medienkontakt:
Annika Bostelmann
Arbeitskreis mediävistischer NachwuchswissenschaftlerInnen
Universität Rostock
Institut für Germanistik
E-Mail: annika.bostelmannuni-rostockde
Web: www.mediaevistik.uni-rostock.de

Veranstaltungsort

  • Kulturhistorisches Museum

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