Johannes XXIII. und seine Petenten (1410–1415), Die Kirchen- und Finanzpolitik des Konzilspapstes

Referentin: Anahita Ghanavati (München)

Johannes XXIII., der während des fast vierzig Jahre lang andauernden Schismas amtierte, ragt mit einem turbulenten Pontifikat hervor. In meinem Vortrag möchte ich mit exemplarischen Beispielen auf die Kirchen- und Finanzpolitik jenes Papstes eingehen, der im Fokus meines in der Abschlussphase befindlichen Dissertationsprojekts steht. Der mit zwei Päpsten konkurrierende Johannes stand vor der Herausforderung, für seine erst junge Pisaner Kurie Anhänger zu gewinnen. Erstmals werden durch eine Prosopographie die zeitliche und geographische Verteilung der Parteigänger eines Schismapapstes erkennbar. Diese Untersuchung wird durch eine reichhaltige kuriale Überlieferung im Vatikanischen Archiv ermöglicht, wo registrierte Urkunden von Petenten die Anhängerschaft Johannes‘ XXIII. aufdecken werden. Andererseits eröffnen unbekannte Rechnungsbücher neue Ergebnisse zu der Finanzpolitik des Papstes, der maßgeblich am Aufstieg der Medici-Bank beteiligt war. Solche Rechnungsbücher sind insbesondere für die letzten Amtswochen Johannes‘ relevant: Als einziger der drei Päpste reiste er zu dem gemeinsam mit König Sigismund initiierten Konzil nach Konstanz, welche die Kirchenspaltung beenden sollte und die Absetzung aller Päpste zur Folge hatte. Die plötzliche Abreise Johannes‘ von der Konzilsversammlung im Frühjahr 1415 ging als dramatische Flucht in die Geschichte ein, die anhand einer Neuauswertung von über 450 Urkunden und einschlägigen Finanzbüchern als Mythos bezeichnet werden muss.

www.mediaevistik.uni-rostock.de

Organisator

  • Arbeitskreis mediävistischer NachwuchswissenschaftlerInnen, Uni Rostock

Veranstaltungsort

  • Kulturhistorisches Museum Rostock

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