Familie, Verwandtschaft und die Welt der Dinge. Zugänge zur materiellen Kultur der spätmittelalterlichen Stadt

Die historische Forschung hatte sich lange Zeit unter dem Einfluss traditioneller historischer Methoden vor allem mit den schriftlichen Zeugnissen der mittelalterlichen Stadtgeschichte beschäftigt. Schon die kulturhistorische Öffnung der Stadtgeschichtsforschung führte in den letzten Jahren dazu, dass auch die nicht-schrifttragenden Artefakte, die materiellen Hinterlassenschaften, kurz gesagt: die Dinge (wieder) in den Fokus der Forschung gerückt worden sind. In Anlehnung an die vorangegangenen Erweiterungen des Untersuchungsspektrums spricht man hier auch für die Geschichtswissenschaft von einem Material Turn. Das Interesse für die „Welt der Dinge“ ist dabei nicht neu. Schon die Stadthistoriker des 19. Jahrhunderts hatten sich wie selbstverständlich auch diesen materiellen Hinterlassenschaften gewidmet. Aktuelle Zugänge sind verglichen damit aber durch einen anderen theoretischen Ansatz geprägt: In der Folge der Rezeption der Texte von Bruno Latour und anderen Theoretikern wird nicht nur nach dem Quellenwert von Dingen gefragt, vielmehr wird der Blick auf die Rolle gerichtet, die Dinge in sozialen Zusammenhängen gespielt haben können. Dinge werden also als nicht mehr bloß als Elemente vergangener „Bühnenwelten“ verstanden, sondern ihnen selbst wird eine Handlungsmacht, eine Agency zugesprochen.

Diese hier nur angedeutete Perspektive wird im Vortrag am Beispiel von Ausstattungsgegenständen spätmittelalterlicher Privathäuser erprobt. Dabei werden einerseits die methodischen Probleme bei der Anwendung solcher theoretischer Einsichten auf vormoderne Lebenswelten thematisiert. Andererseits soll ein Feld vorgeführt werden, wo dieser Ansatz bereits fruchtbar gemacht werden konnte: Die Untersuchung spätmittelalterlicher Verwandtschaftsstrukturen. Original erhaltene Objekte, rekonstruierbare Häuser und deren Nutzung, aber auch die in Schriftquellen, etwa Testamenten, erwähnten Objekte können dabei einer neuen Interpretation zugeführt werden, die die tradierten Grenzen zwischen den verschiedenen Quellenbeständen zu überwinden vermag.

Der Referent ist Professor für die Geschichte des Mittelalters am Historischen Institut der Universität Rostock.

Der Eintritt zu "Kultur im Kloster ist frei. Wir bitten jedoch um eine Spende für das Kulturhistorische Museum der Stadt Rostock.

Die Veranstaltungsreihe „Kultur im Kloster“ wird organisiert vom Arbeitskreis mediävistischer NachwuchswissenschaftlerInnen in Zusammenarbeit mit dem Kulturhistorischen Museum Rostock und gefördert von Prof. Dr. Franz-Josef Holznagel (Institut für Germanistik) sowie von der Universitätsbibliothek Rostock.

Der aktuelle Flyer mit dem vollständigen Programm der Vortragsreihe ist erhältlich im Kulturhistorischen Museum Rostock und unter www.mediaevistik.uni-rostock.de/veranstaltungen

Kontakt: Doreen Brandt, M.A. Arbeitskreis mediävistischer NachwuchswissenschaftlerInnen

Institut für Germanistik

August-Bebel Straße 28

18055 Rostock

amn.phfuni-rostockde

 

Organisator

  • Arbeitskreis mediävistischer NachwuchswissenschaftlerInnen, Institut für Germanistik

Veranstaltungsort

  • Kulturhistorischen Museum Rostock (Kloster zum Heiligen Kreuz, Klosterhof 7)

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