Der Kormoran – Populationsöklogische Erkenntnisse und naturpolitische Folgerungen

Vortrag von:CHRISTOF HERRMANN (Güstrow)

Vor dem Hintergrund der Forderung nach einem europäischen Kormoranmanagement, wie sie in einer Entschließung des Europäischen Parlaments zum Ausdruck gebracht wurde, ist es erforderlich, auf der Grundlage populationsökologischer Erkenntnisse die Machbarkeit eventueller Maßnahmen zur Populationskontrolle zu bewerten. 

Im Arbeitsbereich der Beringungszentrale Hiddensee wurde bereits in den 1930er Jahren mit der Beringung von Kormoranen begonnen. Diese wurde nach dem 2. Weltkrieg fortgesetzt. Im Jahr 2010 begann ein umfassendes Farbmarkierungsprogramm.

Ringfunde geben Auskunft über das Zugverhalten der Kormorane und Austauschbeziehungen zwischen den Brutgebieten: Sie ermöglichen die Bestimmung demografischer Parameter wie Sterblichkeit, Reproduktionsalter sowie die Altersabhängigkeit des Reproduktionserfolgs.

Die in Nordostdeutschland brütenden Kormorane ziehen nach der Brutsaison ab. Die Überwinterungsgebiete reichen von Nord- und Südwestdeutschland über Holland und Frankreich bis ins südliche Spanien und Portugal. Nachweise heimischer Kormorane im Ostseeraum fehlen in den Wintermonaten völlig. Die hier überwinternden Kormorane stammen aus nördlicheren bzw. nordöstlicheren baltischen Brutgebieten.

Ein Austausch zwischen den Brutgebieten findet über sehr große Entfernungen statt. Für Mecklenburg-Vorpommern ist die Ansiedlung von Brutvögeln aus Belgien, Holland, Dänemark, Polen, Estland, Bayern und Südost-Sachsen nachgewiesen.

Auf der Grundlage der Kenntnis demografischer Parameter lassen sich die Auswirkungen von Maßnahmen zur Bestandskontrolle modellieren. Ergebnisse einer Studie der Universität Rostock (Winkler et al. 2014) zeigen, dass die Kormoranpopulation auf Eingriffe sehr robust reagiert. Lokale Managementmaßnahmen sind aufgrund der populationsökologischen Kompensationsfähigkeit und der komplexen Austauschbewegungen und Zuwanderungen wirkungslos. Eine populationswirksame Regulation würde intensive, dauerhafte und flächendeckende Eingriffe in die Brutbestände erfordern. Dies ist nach der heutigen Rechtslage kaum möglich und würde von der Öffentlichkeit auch nicht akzeptiert. Die Bemühungen zur Abwehr von Kormoranschäden sollten sich deshalb auf die Vergrämung an Orten mit hoher Konfliktintensität konzentrieren.

Die Veranstaltung ist öffentlich.

Universität Rostock
Institut für Biowissenschaften
Allgemeine & Spezielle Zoologie
Universitätsplatz 2
18055 Rostock

 

Veranstaltungsort

  • Universitätsplatz 1, Hörsaal 323 im Neuen Museum

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