Der Artushof – eine ernste Angelegenheit? Auf der Suche nach dem Karnevalesken in den mhd. Artusromanen

Dr. Miriam Strieder (Greifswald)
Der Artushof – eine ernste Angelegenheit? Auf der Suche nach dem Karnevalesken in den mhd. Artusromanen

Der Artushof der höfischen Romane ist ein idealer Ort und das Zentrum der höfischen vroide – von hier bricht der âventiure suchende Ritter auf und hierher kehrt er auch wieder zurück, um seine êre bestätigt zu sehen. Häufig sehen wir daher den Artushof als Ausrichtungsort von Festen – diese werden in aller Pracht geschildert, Kleider, Essen und Unterhaltung bilden wichtige Merkmale, aber unter dem Aspekt des Lachens und des Karnevalesken ist der Artushof auf den ersten Blick ein ernster und trauriger Ort: Narren oder ähnliche Figuren, die als solche fest zum Personal des Hofs gehören, sehen wir in den Romanen nicht; es werden keine zweideutigen Rätsel aufgesagt, keine Lieder gesungen, Cunnewares Lachen über eine offensichtliche Narrenfigur mit ritterlichem Potential wird vom Truchsess Keie im Parzival sogar mit Schlägen sanktioniert. Diese offensichtliche Diskrepanz zwischen der beanspruchten Idealität des Hofs und der zugleich dargestellten Ernsthaftigkeit, die alles Spielerische und Scherzhafte unterdrückt, soll im Vortrag thematisiert werden unter dem Gesichtspunkt der mittelalterlichen Kultur, die sehr wohl eine temporäre Verkehrung der Ordnung kennt und so spielerisch innovatives Potential für gesellschaftliche
Strukturen auslotet. Die These, die illustriert werden soll, lautet dabei, dass der Artushof eine konservative
Sphäre ist, die das subversive und innovative Potential des Karnevalesken unterdrückt und negiert, um den Idealitätsanspruch des Hofes nicht zu gefährden.

Dr. Miriam Strieder studierte deutsche und englische Sprache und Literatur an der Johannes Gutenberg Universität Mainz und der York University in Toronto und schloss ihr Studium im Dezember 2014 mit dem 1. Staatsexamen ab. Von 2015 bis 2019 war sie als Prä-Doc am Institut für Germanistik angestellt und promovierte dort 2020 mit einer Arbeit über die europäische Heldenepik des Früh- und Hochmittelalters. Seit 2021 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich der älteren deutschen Sprache und Literatur am Institut für deutsche Philologie an der Universität Greifswald.

www.mediaevistik.uni-rostock.de

 

 

Organisator

  • Arbeitskreis mediävistischer NachwuchswissenschaftlerInnen, Uni Rostock

Veranstaltungsort

  • Kulturhistorisches Museum Rostock

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