„Beerdigen oder Verbrennen? Zur Beteiligung von Jüdinnen und Juden am Reformprojekt Feuerbestattung im Deutschen Kaiserreich“

Das Erdbegräbnis ist die traditionelle jüdische Bestattungsform. Die Feuerbestattung wird hingegen als heidnischer Brauch von vielen Jüdinnen und Juden abgelehnt. Dennoch existieren mittlerweile in Israel zwei Krematorien, die von einigen Angehörigen der Charedim durch teils radikale Aktionen bekämpft werden und deren genaue Standorte deshalb von den Besitzer:innen streng geheim gehalten werden. Nicht alle israelisch-jüdischen Befürworter:innen der Kremation möchten damit eine Distanzierung von der jüdischen Tradition demonstrieren. Viele von ihnen unternehmen den Versuch, die Feuerbestattung mit ihrer Religionszugehörigkeit in Einklang zu bringen.

Dass verschiedene jüdische Meinungen zur Zulässigkeit der Feuerbestattung mit einander in Konflikt geraten, ist allerdings kein Novum des 21. Jahrhunderts. Bereits vor über hundert Jahren waren Jüdinnen und Juden aktive Fürsprecher:innen der modernen Kremation, deren Einführung im 19. Jahrhundert allgemein diskutiert wurde und sowohl in der jüdischen Gemeinschaft als auch in der christlichen Mehrheitsgesellschaft äußerst umstritten war.

Die Entwicklung der Feuerbestattung im Deutschen Kaiserreich und die Phasen der innerjüdischen Debatte um deren Einführung werden Gegenstand des Vortrags sein. Es wird gezeigt, wie einige Rabbiner die neue Bestattungsart in Rechtsgutachten für halachisch unzulässig erklärten oder sie im Gegensatz dazu sogar legitimierten. Wie konnte schließlich eine ‚jüdisch geprägte‘ Feuerbestattung im beginnenden 20. Jahrhundert aussehen und durften die Urnen in der Folge auf dem jüdischen Friedhof beigesetzt werden? Diesen und weiteren Fragen wird im Vortrag nachgegangen.
Die Judaistin Dr. Katja Martin hat zur Beteiligung von Jüdinnen und Juden am Reformprojekt Feuerbestattung an der Universität Potsdam promoviert. Ihre Forschungsschwerpunkte stellen europäische Bestattungskulturen seit der Aufklärung sowie die Ausdifferenzierung jüdischer Strömungen im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert dar.

Eine Veranstaltung des Max-Samuel-Hauses in Kooperation mit der Theologischen Fakultät (Lehrstuhl für Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie) im Rahmen der 7. Jüdischen Kulturtage in Rostock

Aktuelle Informationen unter www.max-samuel-haus.de

Vollständiges Programm unter www.synagoge-rostock.de

Veranstaltung für Studierende über das AStA-Kulturticket kostenlos

http://www.judeninrostock.de/index.php/de/veranstaltungen

Eintritt: 7 € / Student:innen mit AStA-Kulturticket frei / bis 18 Jahre frei

Organisator

  • Max-Samuel-Haus in Kooperation mit der Theologischen Fakultät

Veranstaltungsort

  • Max-Samuel-Haus (Schillerplatz 10)

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