Wie kann inklusiver Unterricht gestaltet werden?

Dr. Anja Behrendt
Dr. Franziska Schäfer (Fotos: Stefanie Westermark)

Alle Kinder auf eine  Schule schicken, funktioniert das? Und wie kann der Unterricht in sogenannten heterogenen Lerngruppen so gestaltet werden, dass alle Schülerinnen und Schüler mit ihren unterschiedlichen Lern- und Entwicklungsvoraussetzungen gemeinsam lernen können? Das ist die spannende Frage für die beiden Nachwuchswissenschaftlerinnen der Universität Rostock, Dr. Anja Behrendt (36) und Dr. Franziska Schäfer (35). Sie wollen im Teilbereich 3 des Forschungs- und Entwicklungsprojekts „Qualitätsoffensive Lehrerbildung –  LEHREN in M-V“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung  gefördert wird, herausfinden, welche Anforderungen heterogene Lerngruppen und inklusiver Unterricht an die Didaktik und Methodik, also das adäquate Vermitteln der Unterrichtsinhalte an die Lerngruppe, stellen.
 
Jahrzehnte war die Antwort klar:  Kinder mit Beeinträchtigungen oder allgemein als „schwierig“ wahrgenommenen Lernvoraussetzungen besuchen Sonderschulen oder entsprechende Einrichtungen. – Inzwischen hat sich das geändert.  Eine UN-Konvention, die auch Deutschland unterzeichnet hat, sieht vor, dass Kinder mit Behinderungen normale Schulen besuchen  können. Das Fachwort dafür heißt Inklusion.  Aber wie kann ein solcher inklusiver Unterricht gestaltet werden? Und ist dies im bestehenden Schulsystem überhaupt möglich?
 
Fest steht jedoch:  Viele Lehrkräfte in M-V, wie Umfragen aus dem Projekt heraus ergaben, beschreiben ihre Klassen als zunehmend heterogen. „Daher besteht der dringende Wunsch nach didaktischen Konzepten und Ideen für eine Schule, die es möglich macht, dass jedes Kind nach seinen Bedürfnissen und Voraussetzungen lernen kann“, sagt Anja Behrendt.  Und genau darum geht es am 18. und 19. Mai bei einem Wissenschaftsforum an der Universität Rostock, zu dem die beiden Wissenschaftlerinnen einen  Vordenker der Inklusion und Kritiker der aktuellen Inklusionsdebatte und -umsetzung, Professor Dr. Georg Feuser von der Universität Zürich, eingeladen haben. Feuser gilt im deutschsprachigen Raum als der Experte, der sich bereits seit über 40 Jahren, auch in einem Schulversuch, damit befasst hat, wie Kinder mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam lernen können.  Seine Erkenntnisse und Erfahrungen aus dieser langen Forschungszeit wird er am 18. Mai um 17 Uhr in einem öffentlichen Vortrag zum Thema „Lernen durch Kooperation am Gemeinsamen Gegenstand“ in der Aula der Universität darlegen und zur Diskussion stellen.
 
Franziska Schäfer, Erziehungswissenschaftlerin und Anja Behrendt, Lehrerin und Altsprachendidaktikerin wissen, dass in der Praxis häufig vieles schwieriger ist als es theoretisch erscheint. „Lehrer in heterogenen Klassen sind stark gefordert, weil oft nicht genügend Ressourcen zur Verfügung stehen und weil sie für die neuen Anforderungen nicht ausgebildet wurden – vor allem nicht für das so wichtige Moment der Kooperation zwischen den Schülerinnen und Schülern und der Lehrkräfte untereinander“, betont Franziska Schäfer.  Es gebe viele offene Fragen, wie eben gemeinsames Lernen in der Praxis erfolgen solle. Deshalb werden weitere Experten und Expertinnen der Fachdidaktik aus Deutschland auf der Rostocker Tagung ihre Überlegungen zur praktischen Umsetzung der Idee des gemeinsamen Lernens für die Fächer Deutsch, Mathe, Englisch, Biologie und Chemie vorstellen.


Kontakt:
Universität Rostock
Philosophische Fakultät
Dr. Franziska Schäfer
Institut für Schulpädagogik und empirische Bildungsforschung
Tel: +49 381 498 2659
Mail: franziska.schaeferuni-rostockde
http://www.zlb.uni-rostock.de/qualitaetsoffensive-lehrerbildung/

 


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