Universität Rostock veröffentlicht Studie zu vorzeitigen Vertragslösungen innerhalb der dualen Berufsausbildung

Jamboard. Präventionsstrategien. Quelle: Universität Rostock, Lehrstuhl für Wirtschafts- und Gründungspädagogik.
Quelle: Universität Rostock, Lehrstuhl für Wirtschafts- und Gründungspädagogik.

Zwei zentrale Fragestellungen standen im Fokus der Studie:

  • Wie lassen sich vorzeitige (Ausbildungs-)Vertragslösungen und Ausbildungsabbrüche in Mecklenburg-Vorpommern erklären und welche Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren sind relevant?
  • Welche Qualitätsentwicklungsmaßnahmen und Präventionsstrategien lassen sich daraus ableiten?

Im Rahmen der qualitativen Studie wurden Interviews mit Auszubildenden, Vertreterinnen und Vertretern von Betrieben, zuständigen Stellen sowie der Schulsozialarbeit, der Bundesagentur für Arbeit, Präventionsprojekten und Gewerkschaftsvertretern geführt, die ihre Sicht auf das Lösungsgeschehen detailliert geschildert haben. Typische Fallsituationen wurden analysiert und ausgewertet und in Handlungsempfehlungen überführt.

Zwar finden viele Jugendliche nach einer Vertragslösung gute Anschlussmöglichkeiten in anderen Berufen oder Betrieben und orientieren sich neu, allerdings kann die Beendigung der Berufsausbildung aus individueller, betrieblicher und gesellschaftlicher Perspektive aber durchaus auch sehr problematisch und kostenintensiv sein, z. B. wenn Jugendliche als Ungelernte nur schwer eine Beschäftigung in der modernen Arbeitswelt finden. Die umfassenden Beschreibungen der Einzelfälle zeigen auf, dass Vertragslösungen in der Regel nicht eindimensional erklärbar sind, sondern verschiedene Gründe wie fehlender Wunschberuf, Konflikte im Ausbildungsgeschehen und ungünstige regionale Strukturen (z. B. langer Fahrweg zur Berufsschule) die Vertragslösung bedingen.

Erfolgversprechende Strategien hinsichtlich der Prävention von Ausbildungsabbrüchen und Vertragslösungen sind u.a.:

  • Vielfältigere Gestaltung der Berufsorientierung durch mehr Praxisnähe, Arbeits- und Lebensweltorientierung
  • Steigerung der Ausbildungsqualität durch bessere Ausbildungskultur und Professionalisierung des Bildungspersonals
  • Vertiefte Vernetzung aller beteiligten Akteure und passgenauere Abstimmung von Begleitmaßnahmen
  • Schaffung einer zentralen Anlaufstelle, in der Auszubildende und Betriebe Unterstützung bei Problemen in der Ausbildung erhalten

Die Studienergebnisse wurden am 1. Februar 2022 im digitalen Workshop „Präventionsstrategien zur Vermeidung vorzeitiger Vertragslösungen und Ausbildungsabbrüche in M-V“ durch Vivien Peyer, Ulrike Eulitz und Professor Andreas Diettrich (alle Lehrstuhl Wirtschafts- und Gründungspädagogik) präsentiert und durch weitere Expertenbeiträge aus der quantitativ-empirischen Bildungsforschung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ergänzt.

In drei Themenworkshops haben sich über 40 Vertreter/-innen der Bildungsforschung, -praxis und -politik über ausgewählte Handlungsempfehlungen der Studie ausgetauscht. Die Ergebnisse der Studie werden zeitnah publiziert.

Die Vorsitzenden des LAB setzen sich für eine Weiterführung der Debatte ein. So hob Ellen Grull (Leiterin Aus- und Weiterbildung der IHK Neubrandenburg) hervor: „Die duale Berufsausbildung ist von zentraler Bedeutung für die Fachkräftesicherung in M-V. Sie bietet sichere Zukunftsperspektiven für junge Menschen und Unternehmen.“ Ingo Schlüter (stellvertretender Vorsitzender des DGB Nord) merkte an: „Gute Berufsorientierung und hohe Ausbildungsqualität sind Voraussetzung für einen erfolgreichen Berufsabschluss und einen erfolgreichen Übergang in attraktive Beschäftigung.“ Vor diesem Hintergrund stellte Professor Diettrich heraus, dass eine gute Kooperation der Berufsbildungsakteure im Bundesland und eine gestaltungsorientierte Forschung dazu beitragen, Präventionsstrategien gemeinsam zu entwickeln und regionale Ausbildungsqualität zu verbessern.

Kontakt:
Ulrike Eulitz/Prof. Dr. Andreas Diettrich
Universität Rostock
Lehrstuhl Wirtschafts- und Gründungspädagogik
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Tel.: +49 381 498-4560 (Sekretariat: -4561)
andreas.diettrichuni-rostockde


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