Sozialwissenschaftler aus Rostock, Berlin und Magdeburg untersuchen Trennungs- und Scheidungsgeschehen von Paaren mit Kindern

Bis zum Zeitpunkt des 10. Geburtstages des ersten gemeinsamen Kindes ist bereits etwa jede fünfte Partnerschaft in Westdeutschland und jede dritte Partnerschaft in Ostdeutschland getrennt. Dennoch ist die Thematik, wie Eltern nach einer Trennung oder Scheidung in sozialer und ökonomischer Hinsicht weiterhin Verantwortung für ihre Kinder wahrnehmen, erst seit kurzem Gegenstand sozialwissenschaftlicher Forschung in Deutschland. Es existieren bislang nur rudimentäre sozialwissenschaftliche Befunde über die Verbreitung und Lebensumstände von Nachtrennungsfamilien in Deutschland. Auch die amtliche Statistik bildet viele für diese Forschung wichtige Faktoren nicht ab. So gibt es zum Beispiel für nichteheliche Lebensgemeinschaften mit Kindern, die gerade in Ostdeutschland eine relevante Größenordnung darstellen, nur wenig Informationen.

Professorin Heike Trappe und Dr. Katja Köppen vom Lehrstuhl Soziologie mit Schwerpunkt Familiendemographie der Universität Rostock haben in Kooperation mit Professorin Michaela Kreyenfeld und Dr. Esther Geisler von der Hertie School of Governance, Berlin, sowie Professor Matthias Pollmann-Schult von der Universität Magdeburg nun erstmals eine Studie zum Thema „Familien nach Trennung und Scheidung in Deutschland“ herausgebracht. Die hier zusammengetragenen Forschungsergebnisse fassen erstmals bislang vorliegende sozialwissenschaftliche Befunde zur Lebenswirklichkeit von sogenannten Nachtrennungsfamilien in Deutschland zusammen. Die Analysen geben vor allem Einblicke in das Trennungs- und Scheidungsgeschehen von Paaren mit Kindern.

Da der Großteil der Kinder aus Trennungsfamilien vorwiegend im Haushalt der Mutter lebt, stellt gerade die Gestaltung einer aktiven Vaterschaft für die Eltern oftmals eine große Herausforderung dar. Ein gemeinsames Sorgerecht hilft getrenntlebenden Vätern, den Kontakt zu ihren Kindern aufrecht zu erhalten: während fast die Hälfte der Väter mit gemeinsamem Sorgerecht ihr Kind mindestens einmal in der Woche sieht, trifft dies nur auf jeden fünften Vater ohne Sorgerecht zu. Über die Zeit nimmt der regelmäßige Kontakt zum Vater in beiden Fällen ab. Während zehn Jahre nach der Trennung noch 71 Prozent der Väter mit gemeinsamem Sorgerecht regelmäßigen Kontakt zu ihren Kindern haben, ist dies nur bei 38 Prozent der Väter ohne Sorgerecht der Fall ist.

Auffällig ist auch, dass das Einkommen von Frauen nach einer Scheidung weit hinter dem Einkommen geschiedener Männer zurückbleibt. Zwei Jahre nach Einreichen der Scheidung erzielen Mütter mit drei oder mehr Kindern im Schnitt nur etwa 16 Prozent des Durchschnittseinkommens in Deutschland. Aufgrund ihres niedrigen Einkommens ist davon auszugehen, dass diese Gruppe einem hohen Risiko ausgesetzt ist, von Altersarmut betroffen zu sein. Väter erzielen nach Trennung und Scheidung zwar höhere Einkommen als Mütter. Dennoch verfügen Trennungsväter seltener über ein hohes Bildungsniveau, sind häufiger arbeitslos und waren zum Zeitpunkt ihrer Familiengründung jünger als andere Väter.

Die vorliegende Sammlung wissenschaftlicher Kurzbeiträge vereint Beiträge, die sowohl allgemeine Trends und rechtliche Rahmenbedingungen von Trennungen und Scheidungen in Deutschland darstellen, als auch Beiträge, die sich den Konsequenzen von Trennungen und Scheidungen für Elternschaft und Partnerschaft, für Gesundheit und Lebenszufriedenheit sowie für die finanzielle Lebenssituation widmen.

Die Publikation „Familien nach Trennung und Scheidung in Deutschland“ finden Sie unter: https://www.isd.uni-rostock.de/fileadmin/uni-rostock/Alle_WSF/ISD/Forschung/Familien_Trennung_Scheidung_v2_mit_DOI.pdf

Kontakt:
Dr. Katja Köppen
Lehrstuhl für Soziologie mit Schwerpunkt Familiendemographie
Institut für Soziologie und Demographie
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät (WSF)
Universität Rostock
Tel.: +49 381 498-4041
katja.koeppenuni-rostockde
https://www.isd.uni-rostock.de/


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