Rostocker Wissenschaftlerin lehrt seit dem Renteneintritt als Gast-Professorin an TU in Riga

Dr. Gisela Boeck arbeitet nach Renteneintritt als Gastprofessorin an der Rigaer Technischen Universität. (Foto: Universität Rostock/Julia Tetzke).
Dr. Gisela Boeck arbeitet nach Renteneintritt als Gastprofessorin an der Rigaer Technischen Universität. (Foto: Universität Rostock/Julia Tetzke).

Rente sei für sie jetzt, wo sie noch fit ist, mehr als „Ruhe“-Stand, sagt die Mutter dreier erwachsener Kinder und Omi von fünf Enkelkindern. Sie kann auf langjährige wissenschaftliche Beziehungen zu den ehemaligen Sowjetrepubliken verweisen. 2019 wurde sie von der Rigaer Technischen Universität im Rahmen der 60. Internationalen Konferenz am Institut für Materialwissenschaften und Angewandte Chemie mit dem Paul-Walden-Preis ausgezeichnet und erhielt das Angebot, ab Renteneintrittsalter als Gastprofessorin an der TU zu arbeiten. Man plante, das neue Lehrgebiet Geschichte der Chemie aufzubauen. Die Europäische Union hatte für Lettland Gelder zur Verfügung gestellt, um das Lehrangebot zu erweitern und die Lehre zu modernisieren. Und da ist die Rostocker Forscherin genau die Richtige, die mit ihrem Wissensschatz hilft. Sie doziert in Englisch, da sich die lettische Sprache nicht in wenigen Wochen erlernen lässt. Ihr Credo: „Die jungen Leute neugierig machen auf ihr Fach. Man versteht die jeweilige Wissenschaft erst dann richtig, wenn man auch ihre Geschichte kennt.“ Über die gute Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen in Riga, insbesondere mit Professorin Mara Jure, ist die Dozentin des Lobes voll.

Dass alle Vorlesungen und Konsultationen sowie Prüfungen online ablaufen, mache sie schon etwas traurig. „Ich würde gerne in die Gesichter der Rigaer Studierenden schauen, um ihr Feedback abzulesen“. Doch die Übertragungsqualität ließ es nicht zu, die Kameras der Studierenden bei den Vorlesungen einzuschalten. Am Ende sei sie doch mit einigen von ihnen nach dem offiziellen Lehrprogramm ins Gespräch gekommen. „Die lettischen Studierenden sprechen durchweg gut Englisch“, sagt die Rostocker Dozentin. Sie habe sich sehr gefreut, dass alle in ihrem Fach die Prüfung bestanden haben.

Die Hansestädte Riga und Rostock sind seit langem Partnerstädte und liegen beide an der Ostsee. Auch Paul Walden (1863–1957), dessen Namen die Auszeichnung trägt, die Gisela Boeck erhalten hatte, verbindet beide Städte. Walden, ein bedeutender Chemiker, der auf dem Gebiet der physikalischen und der organischen Chemie, aber auch der Geschichte der Chemie geforscht und gelehrt hat, war sowohl am Rigaer Polytechnikum, einer Vorgängereinrichtung der Technischen Universität, als auch an der Universität Rostock Professor. Nach Rostock wurde er fast auf den Tag genau vor 102 Jahren berufen.

Dass Gisela Boeck auch im Rentenalter den Kontakt zur TU Riga hält, begrüßt der Rostocker Uni-Rektor Professor Wolfgang Schareck: „Es freut mich besonders, dass die hervorragende Chemiedozentin Dr. Gisela Boeck, die aus einer Rostocker Akademikerfamilie stammt, ihr besonderes Steckenpferd, die Geschichte der Chemie, an unserer Partneruniversität in unserer Partnerstadt Riga lehrt. Das ist im Sinne unserer Ostseeuniversität. In Rostock hatte sich Dr. Boeck insbesondere der Chemieausbildung der Medizinstudierenden gewidmet“, unterstreicht der Rektor. Text: Wolfgang Thiel

Kontakt:
Dr. Gisela Boeck
gisela.boeckuni-rostockde


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