Rostocker Ornat für den Universitätsprediger

Professor Thomas Klie in seinem neuen „Rostocker Ornat“ in der Universitätskirche. (Foto: Universität/ Julia Tetzke)

Die Tradition in der Rostocker Kirchengeschichte lebt: Nach historischen Vorbildern hat der Theologe Professor Thomas Klie von der Theologischen Fakultät der Universität Rostock für  die Ausübung seines Ehrenamtes als Universitätsprediger ein so genanntes Rostocker Ornat, also eine festliche Amtstracht,  anfertigen lassen. Am kommenden Palmsonntag wird er das sakrale Ornat das erste Mal beim Gottesdienst in der Universitätskirche tragen.
 
Prof. Klie hat sich vor der Anfertigung für  diese „Dienstkleidung“ vor allem an alten Gemälden orientiert (so z. B. am Epitaph von Konstantin Fidler in der Marienkirche und am Gemälde von Nicolaus Gryse im Kulturhistorischen Museum, beide ca. 1600). Die Recherche, ob es in Rostock auch solche Ornate gegeben habe, sei schwierig gewesen, sagt der Wissenschaftler für Praktische Theologie. Er denke eher nein. Das habe seinen Zusammenhang mit der Armut der Pastoren zur damaligen Zeit gehabt, man trug noch lange die alten Messgewänder. Und für die zweite Generation nach der Reformation gab es keine bindenden Bekleidungsvorschriften.
 
Thomas Klie wird sein Ornat ab diesem Semester bei allen Universitätsgottesdiensten und den Amtshandlungen, die Studierende und Universitätsangehörige in Anspruch nehmen, wie beispielsweise Taufen, Trauungen und Trauerfeiern tragen.

Das Rostocker Ornat  besteht aus einem Untergewand, einer Soutane mit 17 Knöpfen. „Die haben symbolische Bedeutung“, sagt Prof. Klie. 17 Knöpfe muss Professor Klie schließen und dabei die Balance halten. „Zehn der Knöpfe stehen für die zehn Gebote und die restlichen sieben stehen für die Bitten des Vaterunsers. Wenn ich das Untergewand anziehe, meditiere ich schon durch das Knöpfen meinen Glauben“, sagt Prof. Klie. Darüber ziehe er dann das Oberhabit und lege zudem die hanseatische weiße Halskrause um. Der zweiteilige Ornat ist maßgeschneidert. Er ist in seiner Schwärze von subtiler Eleganz. Das Grundgewand ähnelt den Ornaten von Lübeck und Hamburg. Der Rostocker Ornat hat jedoch am Obergewand keinen Pelz, sondern ist mit schwarzem Samt verziert. Auch die Ärmel sind mit schwarzem Samt abgesetzt.
 
Ornate werden heute nur noch in Lübeck („Lübsche Tracht“) und Hamburg („Hamburger Ornat“) getragen. Seit dem Reformationsjahr 2017 nun also auch als Rostocker Ornat in der Universitätskirche.
 
Ornate wurden als Standestracht in den Hansestädten von den Pastoren der Hauptkirchen getragen. In Schnitt und Ausführung unterscheiden sich Ornate von Talaren, die seinerzeit vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. Anfang des 19. Jh. per Kabinettsordre eingeführt wurden. Der preußische Talar hat sich dann überraschenderweise schnell auch weit über Preußen hinaus als gottesdienstliches Gewand der evangelischen Pfarrerschaft durchgesetzt. In Mecklenburg geschah dies ab 1852. Heute ist der sogenannte preußische Talar das Erkennungszeichen protestantischer Geistlichkeit.
Bis in die 1970er Jahre hinein wurde aber in mecklenburgischen Hansestädten auch noch die Halskrause getragen, die dann aber in Vergessenheit geriet. Text: WOLFGANG THIEL



Kontakt:
Universität Rostock
Theologische Fakultät
Prof. Dr. Thomas Klie
Lehrstuhl für Praktische Theologie
Tel: +49 381-498-8401
thomas.klieuni-rostockde


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