Rostocker Forscher wollen 3D-Druck für Industrie revolutionieren

Professor Hermann Seitz (l.) und Dr. Vincent Morrison überprüfen ein 3D-gedrucktes Teil. Im Hintergrund eine Serienmaschine der Firma AIM3D
Professor Hermann Seitz (l.) und Dr. Vincent Morrison überprüfen ein 3D-gedrucktes Teil. Im Hintergrund eine Serienmaschine der Firma AIM3D (Foto: Universität Rostock / Thomas Rahr).
 Bauraum des 3D-Druckers mit dem Herzstück der Maschine: zwei miniaturisierten Granulat-Extrudern
Bauraum des 3D-Druckers mit dem Herzstück der Maschine: zwei miniaturisierten Granulat-Extrudern (Foto: Universität Rostock / Thomas Rahr).

Mit einem Paukenschlag war das junge Startup AIM3D, eine Ausgründung der Universität Rostock, vor drei Jahren in die Selbstständigkeit gestartet. Die Firmengründer Dr. Vincent Morrison und Clemens Lieberwirth, beide Absolventen der Universität Rostock, sind stolz auf ihre Entwicklung, die zur Weltspitze gehört und inzwischen in Serie produziert wird. Die jungen Forscher haben einen 3D-Drucker entwickelt, der erstmalig nahezu alle Keramik-, Metall- und Kunststoffmaterialien in ein und demselben 3D-Drucker verarbeiten kann. Bereits während des Studiums an der Universität Rostock haben sie zwei Prototypen aufgebaut und so die Verarbeitung der Materialien untersucht.

Zur Erfolgsgeschichte gehört auch, dass die Verbindung zur Universität Rostock bis heute nie abgerissen ist. „Startups brauchen in ihrer ersten Phase die Unterstützung der Hochschule, wenn es um Entwicklung geht“, betont Professor Hermann Seitz, Inhaber des Lehrstuhls für Mikrofluidik an der Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik. „Bei solchen Industrie-Kooperationen können wiederum Studenten praxisrelevante Themen in ihren Abschlussarbeiten bearbeiten.“

Jetzt wollen die Wissenschaftler von der Firma AIM3D, die inzwischen 13 Mitarbeiter hat, im Rahmen einer Kooperation mit der Universität Rostock den 3D-Druck für die industrielle Nutzung weiter revolutionieren. „Wir wollen einen speziellen Keramik-3D-Druck-Prozess entwickeln, den es mit seinen Verarbeitungs-Eigenschaften auf der Welt so noch nicht gibt“, unterstreicht Dr. Morrison. Vor allem in der Luft- und Raumfahrt, der Medizintechnik und der Automobilbranche wird ein starkes Wachstum im 3D-Druck erwartet. Ziel sei es, eine skalierbare 3D-Druckmaschine, also eine Maschine, die sowohl einzelne große als auch viele kleine Teile parallel drucken kann, zu entwickeln. Vincent Morrison formuliert es so: „Wir wollen eine völlig neue Maschine für den 3D-Druck bauen, die die Produktivität unserer Technologie noch einmal um ein Vielfaches skaliert“.

Das ist genau nach dem Geschmack des jungen Ingenieurs Tim Weidner. Der 28-Jährige, der in Laage aufgewachsen und zur Schule gegangen ist, hat an der Universität Rostock Maschinenbau studiert. In seiner Masterarbeit beschäftigte er sich mit dem 3D-Druck-Verfahren, das an der Universität Rostock entwickelt wurde und letztlich zur Firmengründung von AIM3D führte. Tim Weidner ist heute bei AIM3D Leiter der Prozessentwicklung. Sich nicht nur um die industrielle Fertigung zu kümmern, sondern auch in die Forschung einbezogen zu sein, das reize ihn, sagt der junge Mann. Sein Ziel sei es, mit dem Produkt nicht stehen zu bleiben, sondern mit dafür zu wirken, dass der 3D-Druck in Kooperation mit der Universität immer besser werde.

Am 1. März startete das Forschungsprojekt an der Universität Rostock. „Wir wollen einen Keramik-3D-Druck-Prozess entwickeln“, sagt Professor Seitz. Dabei gehe es beispielsweise darum, die richtigen Ausgangsmaterialien zu finden, spezielle Keramikgranulate zu entwickeln und Wege aufzuzeigen, wie das Material im Drucker verarbeitet werden kann. Schließlich muss auch der Druckkopf, das sogenannte Herzstück der Maschine, entsprechend weiterentwickelt werden.

Das Land Mecklenburg-Vorpommern fördert diese Entwicklung über den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) der Europäischen Union mit über eine Million Euro. Wirtschaftsminister Harry Glawe sagt: „Das Unternehmen AIM3D bringt innovative Ideen im Land weiter voran. Leistungsfähige 3D-Drucker sind ein Wachstumsmarkt und wertvolle Unterstützung für die Industrie“. Innovation und Technologie seien dabei die Grundlagen für wettbewerbsfähige Produkte, Dienstleistungen und erfolgreiche Unternehmen. „Wir unterstützen dabei Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft im Rahmen unserer Verbundforschungsförderung“, erläutert Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister. Text: Wolfgang Thiel

 

 

Kontakt:
Prof. Dr.-Ing Hermann Seitz
Lehrstuhl für Mikrofluidik
Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik (MSF)
Universität Rostock
Tel.: +49 381 498-9090
hermann.seitzuni-rostockde
https://www.lfm.uni-rostock.de/lehrstuhl/

 

 


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