Rostocker Forscher untersucht Innovationsverhalten von Beschäftigten vor und in der Corona-Krise

Professor Michael Leyer: „Die Krise ist erst recht die Zeit für Innovationen durch Arbeitnehmer“. (Foto: Universität Rostock/Julia Tetzke).
Professor Michael Leyer: „Die Krise ist erst recht die Zeit für Innovationen durch Arbeitnehmer“. (Foto: Universität Rostock/Julia Tetzke).

Der Rostocker Forscher hat online 211 Mitarbeitende aus verschiedenen Firmen und verschiedenen Branchen bundesweit ohne Führungsverantwortung zur digitalen Prozessinnovation vor dem coronabedingten Lockdown und noch zweimal während der andauernden Situation befragt. 

Die Hypothese des Rostocker Forschers vor der Pandemie: Vielen Beschäftigten mangelt es an Vorstellungskraft, wie digitale Arbeitsprozesse besser gestaltet werden können. Der 37-jährige Wissenschaftler wollte herausfinden, was zu tun ist, damit Beschäftigte zur Prozessinnovation beitragen. Das dürfe kein einmaliges Projekt sein, sondern müsse als ständige Herausforderung im Arbeitsalltag verstanden werden. Denn auch das Kundenverhalten und die Angebote von Wettbewerbern würden sich ständig ändern. Die These von Professor Leyer: „Digitale Prozessinnovationen sind nötiger denn je und erhalten erst durch die Beteiligung der Mitarbeiter den erforderlichen Schub“.

Was so logisch klingt, scheint in der Arbeitswelt schwer durchsetzbar zu sein. Woran liegt das? Michael Leyer ging zunächst davon aus, dass vielen Mitarbeitenden die digitale Vorstellungskraft fehle. Ohne dieses Wissen sei es problematisch, Optimierungsideen zu generieren. Eine gute Vorstellungskraft zu digitalen Prozessen führe zum Einbringen von Ideen in der Arbeitswelt. „Diese Annahme hat sich bei der Befragung vor der Krise bestätigt“, sagt der Forscher.

Während der Krise habe sich ein anderes Bild gezeigt. „Die Leute, die relativ wenig Vorstellungskraft haben, ändern ihr Innovationsverhalten nicht, machen wie bisher auf niedrigem Niveau weiter“. Sie hätten z.B. Angst vor Entlassung. Und die mit gutem Vorstellungs-Vermögen? Zur Überraschung von Professor Leyer würden diejenigen in der Krise ihr Innovationsverhalten sogar reduzieren. Woran das liegt? Weil die Situation unsicher sei, würde diese Gruppe wenig Sinn darin sehen, innovativ zu werden. Zum anderen ließe sich daraus schlussfolgern, dass die Führungskräfte dieser Mitarbeitenden vermutlich nicht ihre Vorbildfunktion und Motivation an das ihnen anvertraute Team nur schlecht übertragen können und sie ihre eigene Unsicherheit gegenüber den Mitarbeitenden spüren ließen.

Früher oder später ist die Krise  vorbei, aber neue Geschäftsmodelle müssten her, denn das Verhalten von Menschen wird digitaler bleiben. Damit werden auch die eigenen Jobs gesichert. An die Adresse der Unternehmer gerichtet, sagt Leyer: Digitales Prozessinnovationsverhalten werde gefördert, wenn Mitarbeiter befähigt werden, eine möglichst gute Vorstellungskraft von digitalen Prozessen in ihrer Arbeitsumgebung zu entwickeln. Text: Wolfgang Thiel

 

Kontakt:
Prof. Dr. Michael Leyer
Universität Rostock
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Tel.: +49 381 498-4100
michael.leyer@uni-rostock.de


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