Musik rockt die Physik - Physikalisch-Mathematisch-Musikalisches Kolloquium am 12. Mai

Der Musiker und Improvisator Ernst Ulrich Deuker an der Kontrabass-Klarinette (Foto: Laima Priede).
Der Musiker und Improvisator Ernst Ulrich Deuker an der Kontrabass-Klarinette (Foto: Laima Priede).
Die Schweriner Jazz-Formation „ffunkoff“ (Foto: Florian Wagner)
Die Schweriner Jazz-Formation „ffunkoff“ (Foto: Florian Wagner).

Das Format des Kolloquiums wird auch Workshop-Charakter haben und „musikalisch erfahrene Zuhörer“ werden unter Anleitung der Jazz-Musiker und der Institutsbegleitband im Anschluss an die Vorträge zur kontrolliert-freien Improvisation aufgefordert. In Zusammenarbeit mit dem Jazzclub Rostock schließt sich am Abend ein Konzert von Ernst Ulrich Deuker und Theo Jörgensmann im Rahmen des Projekts „affäre bela b.“ an. Im zweiten Teil des Abends spielt Ernst Ulrich Deuker mit der Schweriner Jazz-Formationen „ffunkoff“.

Ernst Ulrich Deuker ist Musiker und Improvisator (Kontrabass-Klarinette, E-Bass). Als Improvisator versteht er sich gleichzeitig als ‘Grammatiker‘ der musikalischen Sprache, also als jemand, der die grammatischen Regeln der ‘freien musikalischen Rede‘ erforscht und ausprobiert. „Ich sehe mich da in einer ähnlichen Situation wie die Physiker, die unsere Welt erforschen und versuchen, eine Systematik hinter den Phänomenen zu erkennen. Die Welt der meisten heutigen Musiker ist der 12-Ton-Raum und seine Skalen oder Tonleitern, die wir als Basis für unsere musikalische Sprache benutzen. Die Entwicklung unserer normalen Alltagssprache hat einen großen Sprung nach vorne gemacht, als Grammatiker begannen ihre Regeln zu erforschen und zu systematisieren. Heute beherrschen wir diese Regeln intuitiv und sind dadurch in der Lage, frei zu sprechen. In der Musik sind wir noch nicht so weit. Wie können wir die Skalen des 12-Ton-Raums so systematisieren und solche Regeln aufstellen, dass in der Zukunft schon Kinder lernen können, musikalisch frei zu sprechen, so wie heute schon Einjährige anfangen, die ersten einfachen Sätze der Alltagssprache zu bilden?“

Deuker, der an der FU Berlin Mathematik studiert hat und in den 1980er-Jahren mit der Band Ideal bekannt wurde, hat seine Ideen dazu in dem Buch „On the Way to a Grammar of Free Musical Speech“ veröffentlicht und wird sie im Kolloquium darlegen, zusammen mit der Mathematikerin und gebürtigen Rostockerin Kathlén Kohn von der Königlichen Technischen Hochschule in Stockholm, die diese Ideen mit algebraisch-topologischen Mitteln auf eine solide mathematische Grundlage gestellt hat. Von einer ganz anderen, sowohl philosophisch wie praxisorientierten Seite wird Theo Jörgensmann, international bekannter Jazz-Klarinettist und freier Improvisator, der wie Deuker in Mecklenburg lebt, die Improvisation betrachten. Nach den Vorträgen werden im Rahmen eines Workshops Improvisationsübungen auch praktisch durchgeführt, an denen interessierte Teilnehmer sich mit ihren mitgebrachten Instrumenten im Improvisieren ausprobieren können.

Der ungarische Komponist Béla Bartók bewegte sich zeitlebens mit seiner Musik im Spannungsfeld zwischen Tradition und Avantgarde und ist als solcher der Inspirator vieler zeitgenössischer Improvisatoren und Jazzmusiker wie Deuker und Jörgensmann, die in ihrem Duo „affäre bela b.“ neben eigenen Werken Bartóks Musik zum Ausgangspunkt ihrer freien Improvisationen machen. Ergänzt wird das Duo in einigen der Stücke durch die jungen Musiker von „ffunkoff“ (Stefan Dittmar, gtr, Jakob Kämmler, b, Franz Kingerske, dr). ffunkoff wird den zweiten Teil des Konzerts bestreiten, mit ihrer teilweise improvisierten Musik, die sie als „progressive ffunk“ bezeichnen (Kompositionen von Ernst Ulrich Deuker, der bis vor einigen Jahren auch mitwirkender Musiker war, bevor er das Feld für das jetzt jüngste Mitglied der Band, Simon Henschen, b, räumte). Markenzeichen der Band ist, in der Tradition einerseits Ornette Colemans und andererseits King Crimsons, die doppelte Besetzung am Bass.

Workshop (kostenfrei, ohne Anmeldung): Improvisation im Raum der nicht-chromatischen Skalen (Ernst Ulrich Deuker, Kathlén Kohn, Theo Jörgensmann)
Ort: Hörsaal 1, Institut für Physik, Albert-Einstein-Str. 23-24, 18059 Rostock
Zeit: 12. Mai 2022, 16:15 Uhr

Konzert (mit Eintritt): Jazz-Konzert (Ernst Ulrich Deuker mit affäre bela b. und ffunkoff | special guest Theo Jörgensmann (cl))
Ort: Event & Hafenbar Schollenberger, Hafenkontor 57, 18057 Rostock
Zeit: 12. Mai 2022, 20:00 Uhr

Kontakt:
Prof. Dr. Ronald Redmer  
Universität Rostock   
Institut für Physik
Tel.: +49 381 498-6910
ronald.redmer@uni-rostock.de
Web: http://www.statistische.physik.uni-rostock.de

PD Dr. Josef Tiggesbäumker
Universität Rostock    
Institut für Physik
Tel.: +49 381 498-6805
josef.tiggesbaeumkeruni-rostockde
Web: www.cluster-nano.physik.uni-rostock.de


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