Länger leben und gesund bleiben – Rostocker Forscher untersucht Lebenszeitrisiko

Dr. Marcus Ebeling erforscht, wie ein längeres Leben auf die Gesundheit wirkt
Dr. Marcus Ebeling erforscht, wie ein längeres Leben auf die Gesundheit wirkt (Foto: Universität Rostock / Julia Tetzke).

Der Vater eines zweijährigen Sohnes sammelte unter anderem wissenschaftliche Erfahrungen für sein Fach in Barcelona. Inzwischen hat der Freizeit-Fußballer sich intensiv mit der Erforschung des demografischen Wandels auseinandergesetzt. Die große Frage, die den Rostocker Forscher antreibt, „ist der Einfluss der verlängerten Lebensspanne auf die Gesundheit“. Einiges deute darauf hin, dass Krankheiten am Lebensende gehäuft auftreten würden, sagt Marcus Ebeling.

Gehen die dazu gewonnenen Jahre bei den Senioren also zu Lasten der Gesundheit? Marcus Ebeling schüttelt den Kopf und stellt zur höheren Lebenserwartung der Menschen klar: „Das heißt nicht, dass die Gesellschaft dann nur noch aus hinfälligen Frauen und Männern besteht“. Wo früher das Ende gewesen sei, „ist heute oft noch lange nicht Schluss“. Warum das so ist? Der Rostocker Forscher führt das unter anderem auf den medizinischen Fortschritt zurück. „Durch unter anderem eine bewusstere Ernährung und gesündere Lebensweise werde sich die Lebenserwartung ebenfalls weiter nach oben korrigieren.“

Ebeling hat zusammen mit Kollegen der Universität Rostock und des Karolinska Institutes in Stockholm eine Methode entwickelt, mit der sich der Einfluss der veränderten Lebenserwartung und das veränderte Auftreten von Krankheiten auf die Entwicklung des Erkrankungsrisikos in den letzten Lebensjahren getrennt betrachten lässt.

Grundsätzlich gilt: „Wer länger lebt, ist auch länger dem Risiko von Erkrankungen ausgesetzt“, sagt der junge Wissenschaftler, der dieses Phänomen in seiner Studie zum Lebenszeitrisiko am Beispiel von Schweden mit einem umfangreichen Datensatz untersucht hat.

So betrug beispielsweise für 60-jährige Männer in Schweden das Risiko, in der ihnen verbleibenden Lebenszeit irgendwann einen Herzinfarkt zu bekommen, im Jahr 1994 28,2 Prozent. Zehn Jahre später sei dieses Risiko um weniger als einen halben Prozentpunkt gesunken und zeigte sich dadurch nahezu unverändert. Das bedeutet, obwohl die über 60-jährigen schwedischen Männer mit einem längeren Leben rechnen können, scheint sich das Risiko, diese weitverbreitete Krankheit zu bekommen, keineswegs vergrößert zu haben. Marcus Ebeling formuliert es so: „Trotz einer Verringerung der Neuerkrankungsraten in fast allen Altersstufen, kann unsere verlängerte Lebensspanne allein die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarktes hochhalten. Letztlich leben Menschen im Durchschnitt mehr Zeit unter dem Risiko, eine Krankheit zu entwickeln.“ Dennoch gelte: „Gesunde Jahre im Leben scheinen einen immer größeren Anteil unserer Lebensspanne einzunehmen“. In der Studie hat Marcus Ebeling nicht nur den Blick auf das erfolgreiche Bekämpfen von Krankheiten gerichtet, er betrachtet auch die Entwicklung der Lebenserwartung. Er betont dabei, dass der Einfluss von Erkrankungen auf die individuelle Lebensspanne auch abhängig davon sei, in welchem Lebensalter die Erkrankung auftrete.

In seiner weiteren Forschung wolle er sich damit auseinandersetzen, wie die Zeit vor dem Tod konkret für die Menschen aussieht. Und er führt das Beispiel des bei älteren Menschen gefürchteten Oberschenkelhalsbruches an. Dieses Risiko, einen Bruch des Oberschenkelhalses zu erleiden, habe sich in den einzelnen Altersstufen von 1994 bis 2014 zwar verringert, zumindest für 60-jährige Schweden sei es heute dennoch wahrscheinlicher geworden, dass sie solch eine Fraktur erleiden könnten. Text: Wolfgang Thiel

 

Kontakt:
Dr. Marcus Ebeling
Universität Rostock
Institut für Soziologie und Demographie
Tel.: +49 381 498-4327
marcus.ebeling@uni-rostock.de

 

 

 

 

 

 


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