Keine Berufsbildung ohne politische Bildung

Auf dem im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) geförderten Workshop trafen sich über zwanzig Akteure aus unterschiedlichen Bereichen der beruflichen Bildung, der Berufsbildungsforschung, der Berufsbildungspolitik sowie der politischen Bildung und des zivilgesellschaftlichen Engagements.

Diskriminierung, Rassismus und Sexismus sind nach wie vor Probleme, die in unserer Gesellschaft zu Ungerechtigkeit und Ausgrenzung führen. Umso wichtiger ist es, hierbei klar Position zu beziehen. „Das wir uns bestimmten Menschen und Gruppen zugehörig fühlen, ist ganz normal. Aber dass wir bestimmte Personen aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, ihres Geschlechts oder Religion ausgrenzen und herabwürdigen, ist einfach nur falsch“, stellt Robert Hantsch, wissenschaftlicher Mitarbeiter des f-bb, dann auch unmissverständlich zu Beginn der Tagung fest. Doch wie kann dies im Alltag der Berufsbildung gelingen? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Laufe der Veranstaltung. Dazu wurden gelungene Praxisbeispiele diskutiert und konkrete Angebote auf Seiten der Akteure der politischen Bildung vorgestellt.

Dabei konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den Methodenkoffer „Vielfalt in der Ausbildung“ zurückgreifen. Der Methodenkoffer wurde vom f-bb in enger Zusammenarbeit mit Praktikern der beruflichen Bildung aus Brandenburg entwickelt, um Bildungspersonal beim Umgang mit diskriminierenden Verhaltensweisen und Denkmustern innerhalb der Ausbildung zu unterstützen.

Besonders deutlich wurde im Workshop, dass eine Trennung der Bereiche Berufsbildung und politische Bildung gerade in Bezug auf die Arbeitswelt nicht sinnvoll ist. Beide Bereiche gehören für Professor Andreas Diettrich vom Lehrstuhl für Wirtschafts- und Gründungspädagogik der Universität Rostock ohnehin zusammen. Er kritisierte eine nicht ausreichende Vermittlung politischer Bildung zugunsten einer Konzentration auf berufsfachliche Inhalte und appellierte an Berufsschullehrkräfte, Aspekte der politischen Bildung auch stärker in den Fachunterricht zu integrieren: „Wenn beispielsweise angehende Kaufleute das Prinzip von Angebot und Nachfrage oder marktwirtschaftliche Mechanismen kennenlernen, kann auch darüber diskutiert werden, welchen gesellschaftlichen Gruppen dieses Prinzip nützt und es kann in Frage gestellt werden, ob wirklich alle Menschen gleichermaßen am Marktgeschehen teilhaben können.“

Kontakte:
Prof. Dr. Andreas Diettrich
Lehrstuhl für Wirtschafts- und Gründungspädagogik
Institut für Soziologie und Demographie
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät (WSF)
Universität Rostock
Tel.: +49 381 498-4560
andreas.diettrichuni-rostockde

Dr. Gudrun Heinrich
Fachdidaktik/Politische Bildung
Institut für Politik- und Verwaltungswissenschaften
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät (WSF)
Universität Rostock
Tel.: +49 381 498-4452
gudrun.heinrichuni-rostockde

Robert Hantsch
Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gGmbH
Tel.: +49 331 7400-3220
robert.hantschf-bbde


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