Internationale Tagung an der Universität Rostock gedenkt der Sturmflut von 1872

Ein Gedenkstein erinnert in Warnemünde an die Sturmflut von 1872. (Foto: privat).

Auf der Veranstaltung in Rostock wird unter anderem darüber diskutiert, ob es sich um ein einmaliges Ereignis handelt oder ob wir zukünftig häufiger mit derartigen Katastrophen rechnen müssen. Ingenieure, Sozialwissenschaftler, Geologen, Meteorologen, Historiker und weitere Experten tauschen sich über die Sturmflut von 1872 aus und erörtern zugleich, wie die Küsten auf nachhaltige Weise bewirtschaftet werden können, um künftig auf derartig außergewöhnliche Ereignisse vorbereitet zu sein.

„Es wird leider zu oft vergessen, dass wir in einer Umgebung leben, wo wir permanent den Gefahren durch Sturmfluten ausgesetzt sind“, sagt Professor Arne Arns, der auch „von sogenannter Katstrophen-Demenz“ spricht.  Wenngleich der Küstenschutz weiterentwickelt worden sei, „dürfen wir nicht vergessen, dass der Meeresspiegel seit 1872 um mehr als 20 Zentimeter angestiegen ist.“  Eine Sturmflut vergleichbar mit der von 1872 würde heute also auch um mindestens 20 cm höher auflaufen.

Die Veranstaltung in der Aula, die Till Backhaus, Minister für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt, eröffnet, beginnt um 10 Uhr und ist für Interessierte offen. Die Konferenzsprache ist Englisch.

Professor Arne Arns hat federführend mit einem internationalen Forscherteam ein neues wissenschaftliches Verfahren entwickelt, durch das sich Sturmfluten global zukünftig besser abschätzen lassen.

In Zeiten des Klimawandels und den damit verbundenen Änderungen des mittleren Meeresspiegels stehen zwei Fragen im Vordergrund. Wie viele Menschen sind dadurch gefährdet? Und wie viele potenzielle Schäden werden durch Sturmfluten erwartet? Denn ein Anstieg des mittleren Meeresspiegels führt eben auch zu höheren Sturmfluten.

Um die Höhen zukünftiger Sturmfluten weltweit besser abzubilden, nutzen die Forscher in der neuen Studie jetzt eine statistische Methode, die es ermöglicht, das Zusammenspiel der einzelnen Wasserstandskomponenten genauer zu erfassen. „Ein entscheidender Schritt, denn dieses Zusammenspiel ist für die Höhe von Sturmfluten verantwortlich,“ erklärt Professor Arns.

Bisher verwenden Forscher in derartigen Studien Informationen, die mit Hilfe von Computermodellen generiert werden, die sich auf plausible physikalische Annahmen stützen. Dies liegt daran, dass die dafür erforderlichen Naturmessungen nicht überall zur Verfügung stehen. „Die Studien sind gerade auf globaler Ebene häufig ungenau, da sie wichtige komplexe Wechselwirkungen der Natur vernachlässigen, die für die Höhe von Sturmfluten verantwortlich sind“, erklärt Arns. Die neue Studie bezieht diese Wechselwirkung erstmals mit ein und bietet so eine Methode, künstliche, also computererzeugte Sturmflutdaten, zu korrigieren und so genauer abzubilden. „Damit haben wir einen allgemeingültigen statistischen Ansatz geschaffen, der die Aussagekraft bisheriger Analysen schärft, insbesondere der globalen“, so Arns. Text: Wolfgang Thiel

 

Kontakt:
J.-Prof. Dr.-Ing. Arne Arns
Universität Rostock
Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät
Professur Küstenschutz und Küstendynamik
Tel.: +49 381 498-3760
arne.arnsuni-rostockde

 

 

 

 

 

 


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