Im Zeichen des Greifen: Internationale Tagung zu historischen Bucheinbänden in Rostock

Andreas Wittenberg (Mitte), Vorstand des AEB, überreicht Professor Wolfgang Schareck, Rektor der Universität Rostock, und Robert Zepf (rechts), Direktor der Universitätsbibliothek, den vom Berliner Buchbinder Christian Klünder gestalteten diesjährigen Dedikationseinband, der alle im Rostocker Stadtwappen vorhandenen Farben aufnimmt: Rot und Weiß sind die Farben der Hanse, blau und gelb die der einstigen Rostocker Fürsten. Den Bezug zum Stadtwappen stellt der verwendete rote Heftfaden her (Copyright: Universität Rostock/ITMZ).

Im Fokus der Tagung standen herausragende Bucheinbände der Universitätsbibliothek Rostock. „Die Rostocker Universitätsbibliothek ist ein Schatzhaus für die kulturgeschichtliche historische Forschung. Sie bewahrt seit ihrer Gründung vor fast 450 Jahren einen wichtigen Teil des schriftlichen Kulturguts des Landes. Gerade viele der alten Bücher und Handschriften haben bedeutende Einbände und sind damit sowohl historische Quellen wie auch schöne Kunstwerke“, erklärt der Direktor der Universitätsbibliothek Rostock, Robert Zepf.

Die Restauratorin der Universitätsbibliothek, Cornelia Chamrad, erläutert: „Das Einbinden erfolgte nach Zeitgeschmack und war bestimmt von den individuellen Fertigkeiten des jeweiligen Buchbinders, der zudem die Wünsche seiner Kunden zu berücksichtigen hatte. So besteht der mittelalterliche Bucheinband meist aus Holzdeckeln, die mit Leder überzogen waren und von Metallbeschlägen geschützt wurden.“ Die beiden Herzöge des Landes, Johann Albrecht I. und Ulrich III. sowie die Klöster der Franziskaner, Dominikaner und Kartäuser spielten hierbei eine wichtige Rolle. Durch ihre umfangreichen Bibliotheken waren sie häufig die Hauptauftraggeber der Buchbinder des Landes.

Die Einbandforschung versucht zu beantworten, wer die Buchbinder waren, von wem sie ihre Aufträge bekamen und zu welchem Zweck die aufwändigen Einbände geschaffen wurden. Denn nicht nur Bücher haben ihre Schicksale, wie das Sprichwort weiß, besonders anhand der Bucheinbände lassen sich längst vergessenen Geschichten rekonstruieren, wie beispielsweise die der Einbände der Royal Library in Windsor Castle, der Handbibliothek des Königs Christians VIII. von Dänemark (1786-1848) in der Privatbibliothek des dänischen Königshauses oder derjenigen von Charles Lewis, einem deutschstämmigen Buchbinder in London (1786-1836), der für viele wichtige englische Buchsammler seiner Zeit arbeitete. Der AEB fördert hierbei die Kontakte zwischen den Forscherinnen und Forschern weltweit als Anlaufstelle für alle Fragen im Zusammenhang mit der Erfassung und Bestimmung historischer und künstlerischer Bucheinbände aller Epochen. Berücksichtigt wird auch die industrielle Einbandproduktion.

Die anlässlich der Tagung im Michaeliskloster gezeigte Ausstellung „Im Zeichen des Greifen. Bucheinbände von Rostockern – Bucheinbände für Rostocker“ hat vom 20. bis zum 21. September exemplarisch einige der Geschichten der historischen Bücher, ihrer Buchbinder und Besitzer anhand ihrer Einbände wieder lebendig werden lassen. Das gleichnamige Begleitheft zur Ausstellung kann gegen eine Spende für die Aktion Buchpatenschaften in den Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Rostock erworben werden.

Weitere Informationen finden Sie unterhttp://aeb.staatsbibliothek-berlin.de/index.html.

Kontakt:
Sylvia Sobiech
Sondersammlungen
Universitätsbibliothek Rostock
Tel.: +49 381 498-8700
sondersammlungenuni-rostockde
http://www.ub.uni-rostock.de/


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