„Grünland“ Arktis

Landeanflug über den Kongsfjorden zur Station Ny-Alesund (Copyright: Universität Rostock/Ulf Karsten).
Ny-Alesund mit dem „Blauen Haus“, der deutsch-französischen AWIPEW Station (Copyright: Universität Rostock/Ulf Karsten).
Die Teilnehmenden des Workshops im Feld (Copyright: Universität Rostock/Ulf Karsten).

Vom 13. bis 16. August 2018 fand in Ny-Alesund auf Spitzbergen ein Workshop zur terrestrischen Arktisforschung unter deutscher Beteiligung durch das DFG-Schwerpunktprogramm Antarktisforschung statt. An dem Workshop waren Vertreter von elf Nationen beteiligt, darunter Wissenschaftler aus Norwegen, Italien, Spanien, China, Japan und Indien. Als Vertreter der deutschen Arktisforschung hat Professor Ulf Karsten vom Institut für Biowissenschaften der Universität Rostock seine Expertise eingebracht.

Das Forschungsprogramm „Antarktisforschung mit vergleichenden Untersuchungen in arktischen Eisgebieten“ – das einzige DFG-Schwerpunktprogramm der Universität Rostock –, wird seit 2014 von Professor Karsten koordiniert und verfolgt das Ziel, insbesondere die Polarforschung von Universitäten aus ganz Deutschland zu fördern. Dafür können einmal jährlich Projektanträge aus allen naturwissenschaftlichen Fachdisziplinen bei der DFG eingereicht werden. Die polare Forschungsinfrastruktur und -logistik werden dabei gemeinsam vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) Bremerhaven und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover zur Verfügung gestellt. Erst kürzlich wurde das Programm um weitere sechs Jahre verlängert.

Der Workshop auf Spitzbergen sollte die Zusammenarbeit der Nationen, die seit vielen Jahren in dem Forschungszentrum Ny-Alesund aktiv sind, in den jeweiligen Forschungsbereichen stärken. Dabei dient Ny-Alesund – eine der nördlichsten Siedlungen der Erde – als Modelsystem für die Arktis im Zeichen des Klimawandels. Der Ort bietet eine hervorragende Forschungsinfrastruktur und ist zu jeder Jahreszeit entweder mit dem Schiff oder dem Flugzeug gut erreichbar.

Im Mittelpunkt des Austausches standen Forschungsfragen der terrestrischen Polarforschung. Es wurde vereinbart, ein fachübergreifendes Review-Paper über den aktuellen Stand der terrestrischen Forschung in Ny-Alesund zu veröffentlichen. Dabei geht es beispielsweise um den Rückzug der Gletscher und die Entwicklung der dadurch freigelegten Landmasse. So soll untersucht werden, wie schnell sich das neue Land entwickelt und wie es besiedelt wird. Die „Vergrünung“ der Arktis und die Frage, wie sich dies auf die CO2-Bilanz auswirkt, ist dabei eine wichtige Fragestellung. Ein weiteres Thema ist das Auftauen des Permafrostes. Dadurch wird abgestorbene Biomasse im Boden für Mikroorganismen zugänglich, die die Biomasse unter Freisetzung von klimaschädlichen Gasen wie Methan und CO2 abbauen. Damit setzt sich die Arktisforschung zunehmend mit der Global Change Problematik auseinander.

Der Klimawandel hat aber nicht nur Einfluss auf die arktische Pflanzenwelt, sondern auch auf die dortigen Tiere. So steht die zukünftige Entwicklung der Fauna in der Arktis ebenfalls im Fokus. Der Eisbär ändert aufgrund des schmelzenden Meereises sein Nahrungsverhalten. Seine natürliche Hauptnahrungsquelle Robben ist immer schwerer zu erreichen. Deshalb ernährt sich der Eisbär mittlerweile auch von den Gelegen von Vögeln, wie zum Beispiel Gänsen. Das wiederum beeinflusst die Populationsentwicklung der Vögel. Daraus leiten sich Fragen über die Entwicklung und Veränderung der Nahrungsnetzwerke der Arktis und die Konsequenzen für die Zukunft ab.

Für die Arktis-Forscher steht fest, dass es keine Frage mehr ist, wann die Folgen des Klimawandels sichtbar werden. Längst wird erforscht, wie sich das Leben in der immer grüner werdenden Arktis den veränderten klimatischen Bedingungen anpasst. So ist kaum ein anderes Forschungsgebiet wie die internationale Arktisforschung dazu geeignet, die langfristigen globalen Folgen des Klimawandels aufzuzeigen und Impulse für das globale Handeln geben.

Die Wissenschaftler in Ny-Alesund vereinbarten zukünftig noch enger zusammenzuarbeiten und ihre gemeinsamen Forschungsergebnisse bis Mitte des kommenden Jahres vorzulegen.

Weitere Informationen über Publikationen, Projekte und Neuigkeiten finden Sie unterhttps://www.spp-antarktisforschung.de/.

Kontakt:
Prof. Dr. Ulf Karsten
Professur für Angewandte Ökologie und Phykologie
Institut für Biowissenschaften
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät (MNF)
Universität Rostock
Tel.: +49 381 498-6090
ulf.karstenuni-rostockde
https://www.angewandteoekologie.uni-rostock.de/team/ulf-karsten/


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