Gottesdienste verändern ihr Gesicht

Professor Thomas Klie leitet die Tagung zum Thema: „Bild und Performanz“. Foto: Universität Rostock/Julia Tetzke

Die traditionellen sonntäglichen Gottesdienste verändern ihr Gesicht. Davon ist der Rostocker Theologie-Professor Thomas Klie überzeugt. „Wir reagieren auf Entwicklungen“, sagt Prof. Klie und meint beispielsweise damit, dass Kirche längst auch multimedial zu erleben sei. Denn nicht nur mit Worten, sondern auch mit Bildern, Gewändern oder musikalischen Darstellungen lasse sich Gottesdienst zeitgemäß inszenieren. „Es gibt Lobpreis-Gottesdienste in moderner Form, die mehrheitlich junge Leute ansprechen, in denen es üblich ist, mit dem Beamer Liedstrophen zu projizieren“, nennt Prof. Klie ein Beispiel. Bei kirchlichen Beerdigungen und Hochzeiten würden zunehmend Lieblingslieder von der CD gespielt und kaum noch gesungen. Viele Pastoren tragen neben dem schwarzen Talar auch weiße und farbige Gewänder. „Dieser Medieneinsatz verändert die Dramaturgie des Gottesdienstes“, betont Professor Klie.

Wie genau, darüber berät vom 15. bis 17. März 2018 eine Tagung des Instituts für interdisziplinäre Bildforschung der Universität Rostock, die Professor Klie leitet. Das Thema: „Bild und Performanz“.

„Seit gut 20 Jahren wird die Theatralität des Gottesdienstes in der Praktischen Theologie intensiv diskutiert“, betont Prof. Klie. Nun soll auf der Tagung im Rostocker Uni-Hauptgebäude eine Zwischenbilanz gezogen werden. Festhalten an einem traditionellen Gottesdienstformat? „Medien und Bilder verändern unsere Wahrnehmung und unser Gefühl für Ästhetik. Und so wird auch die liturgische Landschaft zunehmend bunter“, ist Prof. Klie überzeugt. Er plädiert dafür, die medialen Veränderungen des Gottesdienstes genau zu analysieren.

Während ihrer zweiten Ausbildungsphase müssen mittlerweile alle künftigen Pastoren Übungen zur liturgischen Präsenz, die von dem deutschlandweit bekannten Dramaturgen Thomas Kabel eigens entwickelt wurden, absolvieren. Er trainiert u.a. die Sprecher und Sprecherinnen vom Wort zum Sonntag und inszeniert große Gottesdienste, z. B. zu Kirchentagen.

„Inzwischen kann kein evangelischer Pastor mehr an diesen dramaturgischen Übungen vorbei“, betont Prof. Klie. Denn Liturgie gewinnt auch unter Gesten, Blickrichtungen und Bewegungen an Bedeutung. Auf der Tagung werden auch zwei Theaterwissenschaftler von der Berliner Universität der Künste ihre Überlegungen zum Gegenwartstheater vortragen. Man könne zwar nicht nicht inszenieren, sehr wohl aber gut oder schlecht, so Prof. Klie. Deshalb richte sich die Fachtagung gleichermaßen an Theaterfachleute, Liturgie-Wissenschaftler und Pastoren.

Text: Wolfgang Thiel

Weitere Informationen

Kontakt:
Prof. Dr. Thomas Klie
Lehrstuhl für Praktische Theologie
Theologische Fakultät Rostock
Universität Rostock
Tel.: +49 381 498-8435
thomas.klieuni-rostockde


Zurück zu allen Meldungen