Die Universität Rostock führt ein Orientierungsstudium ein

Erst jüngst wurde in „Forschung und Lehre“ (8/2018) auf die unzureichende Vorbereitung der Abiturientinnen und Abiturienten auf ein Hochschulstudium durch die Gymnasien hingewiesen. Das betrifft nicht nur die Frage nach der Studienfachwahl. Insbesondere in der Mathematik ist das Leistungsniveau weit unter dem geforderten Mindestmaß zur Aufnahme eines Hochschulstudiums. Seit Jahren führen engagierte Lehrende deshalb Vorbereitungskurse (Propädeutika) für Studienanfängerinnen und Studienanfänger durch. Dass viele Studierende insgesamt Probleme mit ihrer Situation haben, zeigt auch die deutliche Zunahme an erforderlicher psychologischer Betreuung.

Der Rektor der Universität Rostock, Professor Wolfgang Schareck, hat sich in seinem Wahlprogramm zur dritten Amtszeit mit Nachdruck für die Einführung eines Orientierungsstudiums ausgesprochen. Damit soll den künftigen Studierenden die Möglichkeit gegeben werden, verschiedene Studienfächer auszuprobieren und sich frühzeitig mit den jeweiligen Anforderungen eines Studienfaches vertraut zu machen.

Dazu können erstmalig zum Wintersemester 2019/20 bei Einschreibung in einen nicht zulassungsbeschränkten Studiengang ein bis zwei Semester lang bis zu fünf Module aus unterschiedlichen Wissenschaftsfeldern – beispielsweise Elektrotechnik, Physik, Philosophie, Wirtschaftswissenschaften oder Umweltwissenschaften – studiert werden. Die innerhalb dieses Orientierungsstudiums erfolgreich bestandenen Modulprüfungen können beim späteren Studium des gewählten Faches angerechnet werden. Für deutschsprachige Studierende soll zudem ein Sprachstudium in Englisch erfolgen, für nicht-deutschsprachige Studierende wird Deutsch als Fremdsprache angeboten. Zum Abschluss des Orientierungsstudiums werden die Studieninteressierten zur Wahl ihres Faches durch die Universität Rostock beraten.

Die Hochschulleitung der Universität Rostock möchte mit dem Orientierungsstudium einen Impuls zur geplanten Überarbeitung des Landeshochschulgesetzes Mecklenburg-Vorpommerns geben. Dies biete die Gelegenheit, bei der Bologna-Reform des Hochschulstudiums nachzubessern, so der Rektor. „Die beste Lösung wäre, das Orientierungsstudium bei der Neufassung des Landeshochschulgesetzes in ein Bachelorstudiums mit künftig acht, statt wie bisher sechs Semestern Regelstudienzeit mit entsprechend verlängerter BAföG-Förderung einzubinden. Dies würde die Gesamtstudienzeit mit Bachelor- und Masterstudium um zwei Semester verlängern.“

Die Möglichkeit eines Juniorstudiums oder eines Probestudiums an der Universität Rostock ohne Hochschulzugangsberechtigung bleibe unabhängig vom Orientierungsstudium auch künftig bestehen.

„Mit dem 8-semestrigen Bachelorstudium läge ein Orientierungsstudium mit anschließendem 6-semestrigen Regel-Studium im sorgfältig ausgesuchten Fach innerhalb der gemäß BAföG förderungsfähigen Regelstudienzeit. Wer ohne Orientierungsstudium vom Immatrikulationszeitpunkt an das ,richtige‘ Fach studiert, hat zwei zusätzliche Semester zur Verfügung, die für Prüfungswiederholungen, ein Auslandsjahr oder für Praktika genutzt werden können“, führt der Prorektor für Studium, Lehre und Evaluation, Professor Patrick Kaeding, weiter aus.

Die Universität Rostock verspricht sich von der Einführung des Orientierungsstudiums nicht nur, dass damit das Land Mecklenburg-Vorpommern als Studienort attraktiver wird. Vor allem wird erwartet, dass sich die hohen Studienabbruchquoten damit senken lassen. Rektor Schareck ist überzeugt: „Mit dem Orientierungsstudium wird eine praxisnahe Ausbildung gefördert, die Internationalisierung gestärkt und die Anzahl erfolgreich abgeschlossener Bachelorstudierende insgesamt erhöht“.

Kontakt:
Der Rektor
Prof. Dr. Wolfgang Schareck
Universität Rostock
Tel.: +49 381 498-1005
rektoruni-rostockde 


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