Kultur im Kloster: Geschlecht in der Grammatik – Plädoyer für eine historische Soziogrammatik

Die Beziehung zwischen der grammatischen Kategorie Genus, der biologischen Kategorie Sexus und der sozialen Kategorie Gender ist weitaus komplexer und gleichzeitig auch faszinierender, als dies der linguistisch uninformierte öffentliche Diskurs vermuten ließe. Unser Genussystem, aber auch unser Flexionsklassensystem und unsere Syntax haben über Jahrhunderte hinweg Gesellschafts- bzw. Geschlechterordnungen konserviert. In dem Vortrag werden diese drei grammatischen Domänen beleuchtet. Die Syntax wird am Beispiel von sog. Binomialen behandelt: Dies sind mehr oder weniger verfestigte Substantivabfolgen wie "Vater und Mutter", "Mann und Frau", "Mönche und Nonnen", anhand derer gezeigt wird, dass ihr "male-first"-Prinzip im Laufe der Jahrzehnte des 20. und 21. Jahrhunderts flexibilisiert bzw. sich in manchen Fällen sogar zunehmend Frauen vor Männer stellen können ("female first"). Da Grammatik dem Bewusstsein weniger zugänglich ist als Lexik, werden diese subtil kodierten Geschlechterordnungen generell kaum reflektiert.

Prof. Dr. Damaris Nübling ist seit 2000 Professorin für Historische Sprachwissenschaft des Deutschen an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz.

Eine Veranstaltung im Rahmen der intersidziplinären Reihe "Kultur im Kloster" des Arbeitskreises mediävistischer NachwuchswissenschaftlerInnen der Universität Rostock.
Das vollständige Programm für das aktuelle Wintersemester 2022/23 finden Sie unter www.mediaevistik.uni-rostock.de

www.mediaevistik.uni-rostock.de

Organization

  • Arbeitskreis mediävistischer NachwuchswissenschaftlerInnen, Kulturhistorisches Museum Rostock

Location

  • Kulturhistorisches Museum Rostock

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